Babolat

Propulse Fury

3.93 3.93 Sterne Testbericht
von Moritz Steinmann Moritz Steinmann

Einleitung

Ich durfte für die letzten drei Wochen (bis 21. Mai 2017) den neuen Sandplatzschuh aus dem Hause Babolat testen und möchte nun meine Erfahrungen mit Euch teilen.

Zu meiner Person:
Ich bin 20 Jahre alt, spiele Tennis von klein auf und bin derzeit in der 1. Bezirksliga (Baden) aktiv. Neben der Medenrunde spiele ich diverse LK- und Ranglistenturniere.
Ich würde mich und meinen Spielstil als „Sandplatzwühler“ bezeichnen. Aufgrund meiner Größe (178 cm) und des sich dadurch ergebenden Aufschlags ergeben sich in meinem Spiel oft lange Ballwechsel von der Grundlinie, dadurch enorm viele Sprints und lange Lauf- und Rutschwege sowie eine Menge Richtungswechsel. Serve and Volley und Netzangriffe sind eher selten. Meine Tennisschuhe werden also stets intensiv beansprucht.

In den oben genannten drei Wochen des Schuhtests konnte ich den Babolat Propulse Fury insgesamt 47 Stunden tragen. Davon entfallen 21 Stunden auf persönliches Training mit Mannschaftskameraden und Trainer, 12 Stunden auf Turniere (1 Ranglistenturnier sowie 3 Medenspiele) und 14 Stunden auf von mir gegebene Trainerstunden. Bei letzteren wurden die Schuhe durch das Spielen mit Leistungsschwächeren oder das Zuspielen aus dem Ballkorb natürlich nicht in gleichem Maße beansprucht, wie bei eigenem Training. Ich habe momentan keinerlei Verletzungen oder Beschwerden, die meine Auswahl und Beurteilung von Tennisschuhen beeinflussen. Dennoch möchte ich bevor ich den Schuh im Detail beschreibe auf etwas hinweisen: 

Selbstverständlich versuche ich diese Bewertung so objektiv wie möglich zu gestalten. Letzten Endes spiegelt eine Rezension jedoch auch nur die Erfahrungen einer einzelnen Person wider, die unabdingbar mit subjektiver Sichtweise zusammenhängen

Das Lesen dieser Rezension kann das Testen der Schuhe am eigenen Fuß nicht ersetzen. Es soll als Grundlage für die Auswahl des Sandplatzschuhs dienen in dem es die Eigenschaften sowie Vor- und Nachteile aufzeigt und auf Besonderheiten hinweist.

Optischer Eindruck

Die Schuhe kamen, wie man es von Tennis Warehouse Europe gewohnt ist pünktlich und gut verpackt bei mir an. In einem Umkarton befand sich der blaue Babolat-Schuhkarton mit den zur Formerhaltung mit Papier ausgestopften Schuhen.

Sie präsentieren sich in einem modernen, aggressiven Design in neon-orange (Babolat: fluo red) mit dunkelblauen, lilafarbenen, weißen und silbernen Akzenten. Das Obermaterial der Schuhe besteht zu einem großen Teil aus Mesh (Stoffmaterial mit Netzstruktur) und Gummi.

Die Außensohle und das der Dämpfung dienende Schaumstoffpolster kommen vom namenhaften Hersteller Michelin.

Die Verarbeitung wirkte auf den ersten Blick solide. Beim Anprobieren der Schuhe fiel sofort das angenehme Tragegefühl auf. Sie sind sehr weich und schmiegen sich regelrecht an den Fuß an, was insbesondere der großflächigen Verwendung des Mesh-Materials zu verdanken ist. Allerdings ist auch genau das der Grund dafür, dass die Schuhe im vorderen Bereich sehr leicht und wenig formstabil sind. Hier sollte daran gedacht werden, dass diese zwei Eigenschaften (Gewicht und Formstabilität) in weiten Teilen gegenläufig sind. Insgesamt hat man aber trotzdem einen guten Halt in den Schuhen. Das liegt in erster Linie an der neuen Power-Belt-Technology – Umschließung der Ferse und des Mittelfußes durch eine externe Schale.

Im vorderen Bereich empfand ich die Schuhe als eher eng. Ich durfte sie (unten) nur leicht und ohne viel Zug binden, um keine Schmerzen durch einen seitlich drückenden Schuh zu haben. Auf diese Eigenschaft wird auch auf der Homepage von Tennis Warehouse Europe hingewiesen („Mittlere bis leicht schmale Breite“). Die Länge des Schuhs würde ich als für Sportschuhe durchschnittlich bezeichnen. Ich trage normalerweise Schuhgröße 43-44. Den Babolat Propulse Fury hatte ich in Größe 44 bestellt und er passt mir optimal. Tipp: Ein zweites Paar Tennissocken hilft bei der optimalen Abstimmung von Fuß und Schuh.  

Material

4

Design

5

Verarbeitung

3

Am Fuß

Das gute Tragegefühl konnte sich auch beim ersten Training auf Sand und im weiteren Verlauf des Tests bestätigen. Sehr angenehm zu tragende Schuhe, die im Gegensatz zu vielen anderen Modellen keinerlei Zeit zum „Eintragen“ benötigen. Wie oben erwähnt sind die Schuhe eher schmal geschnitten, wodurch Spieler mit außerordentlich breiten Füßen aufpassen sollten. Ich habe ebenfalls verhältnismäßig breite Füße, weshalb die Schuhe für mich nicht die optimale Passform darstellen. Trotzdem sind sie durch das Material und richtiges Binden angenehm zu tragen. Die Betonung liegt hier aber auf „richtiges Binden“.

Hin und wieder hatte ich während oder nach dem Training schmerzende Füße, weil die Schuhe seitlich ziemlich gedrückt haben. Durch den etwas höheren Schaft verbessert sich der Halt in den Schuhen. Zu Beginn bin ich an der Ferse ab und zu ein kleines Stück weit aus den Schuhen herausgerutscht, was sich nach wenigen Trainingseinheiten aber legte. Der Grund hierfür lag vermutlich am neuen Stoff im Inneren des Schuhs im Zusammenspiel mit dem Stoff der Tennissocken.

Die geringe Stabilität im Vorderfuß konnte ich bisher in keiner Situation als nachteilig erleben. Ganz im Gegenteil: Dadurch, dass der Schuh mehr oder weniger zweigeteilt ist, sind insbesondere kurze Schritte, Richtungswechsel und Sprünge noch schneller, einfacher und angenehmer auszuführen. Der hintere Teil des Fußes ist durch die Power-Belt-Technology und den erhöhten Schaft gut fixiert und somit vor Verletzungen geschützt, der vordere Teil des Fußes bleibt jedoch flexibel und unterstützt den Spieler dadurch in seinen Bewegungen.

Eine weitere Stärke spielt das Mesh-Material in Sachen Belüftung und Kühlung des Fußes aus. Diese ist außerordentlich gut und kann im Match durchaus für einen Vorteil sorgen.
In den letzten Jahren hatte ich hin und wieder mit Verletzungen am Sprunggelenk zu tun, weshalb Stabilität für mich ein wichtiges Kriterium ist. Beim Babolat Propulse Fury hatte ich bisher in keiner Situation das Gefühl instabil zu sein oder mich gar verletzen zu können. Diesbezüglich bin ich durchaus begeistert von den Spieleigenschaften des Schuhs.

Durch das Schaumstoffelement von Michelin ist der Schuh im Bereich der Ferse sehr gut gedämpft. Im Bereich des Vorderfußes scheint jedoch kaum Dämpfmaterial zwischen Innen- und Außensohle vorhanden zu sein. Der Spieler ist im vorderen Bereich des Schuhs näher am Belag und kann diesen regelrecht spüren. Das ist einerseits vorteilhaft, weil dadurch die Flexibilität und Schnelligkeit erhöht sowie das Gewicht reduziert werden, andererseits gehen diese Eigenschaften zu Lasten des Komforts und der Dämpfung. Für ambitionierte Spieler ist diese Eigenschaft sicherlich ein Pluspunkt, Hobbyspieler, die möglichst viel Komfort suchen und Spieler mit Beschwerden sollten diese Punkte jedoch besonders beachten.

Mit einem Gewicht von 437g bei Größe 44,5 ist der Schuh etwas schwerer als vergleichbare Modelle. Für mich war der Unterschied (rund 50g) zu den Asics Gel Solution Speed 3 auf dem Platz jedoch kaum zu spüren.

Das Obermaterial macht wie bereits erwähnt einen soliden und gut verarbeiteten Eindruck. Schwieriger zu beurteilen ist nach diesen drei Wochen Testzeit die Haltbarkeit. Es sind bereits erste Spuren am Gummimaterial zu sehen, das auf dem Mesh-Material im vorderen Bereich des Schuhs angebracht ist. Dieses Gummimaterial hat zwei Funktionen: zum einen soll es das schwache und dünne Mesh-Material vor mechanischer Belastung schützen, denn dieses wäre nach wenigen Stunden mit direktem Kontakt zum Sand „durch“. Zum anderen hält Stoff und somit auch das Mesh-Material seine Form nur in ganz geringem Maße. Das Gummigitter soll die Form des Fußes zumindest ein Stück weit halten und stabilisieren.

Abzug bei der ansonsten tadellosen Verarbeitung gibt es bei der dunkelblauen Gummilasche, die seitlich am Schuh befestigt ist und sich von der Ferse nach oben zur Zunge zieht. Durch die beiden Enden der Lasche sollten/können (im Auslieferungszustand ist es so) die Schnürsenkel gezogen werden. Eines der beiden Enden löste sich bei meinem Schuh nach bereits zwei Wochen, was nicht gerade von guter Verarbeitungsqualität zeugt. Glücklicherweise hat Babolat mitgedacht und zusätzlich normale Ösen in das Material gestanzt, sodass die Schuhe dadurch nicht unbrauchbar wurden. Des Weiteren stehen diese Laschen bei gebundenen Schuhen seitlich ein gutes Stück weg, wodurch der Schuh unnötig breiter wird. Das stört grundsätzlich erst einmal nicht, sieht aber nicht besonders gut aus. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass man damit beim Tragen der Schuhe abseits des Courts an gewissen Gegenständen hängenbleiben könnte.

Abschließend noch ein paar Worte zur Sandplatz-Sohle:
Überragend! Aufgrund des durchgehenden Fischgrätenmusters hat man auch auf trockenem, losem und rutschigem Untergrund guten Halt. Definitiv eine der besten Sohlen für Sandplatz auf dem Markt. 

Stabilität

4

Tragegefühl

4

Gewicht

3

Im Spiel

Stabilität

4

Tragegefühl

4

Dämpfung

3

Belüftung

5

Detailbewertung

Grip

5

Obermaterial

4

seitliche Unterstützung

4

Dämpfung

3

Abfederung

4

Fazit

Kaufempfehlung mit Vorbehalten.
Beim Babolat Propulse Fury handelt es sich um einen sehr guten Sandplatzschuh für ambitionierte Spieler und Leistungssportler, die Material suchen, welches ihre Leistungsfähigkeit optimiert. Ich kann den Schuh leistungsorientiert jedem Spieler weiterempfehlen.
Für Hobbyspieler, bei denen Komfort und Sicherheit an erster Stelle stehen und der Leistungsgedanke in den Hintergrund rückt, gibt es vermutlicher bessere bzw. angemessenere Schuhe besonders im Hinblick auf Dämpfung, Stabilität und Langlebigkeit.  

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