Dunlop

NT R 3.0

3.88 3.88 Sterne Testbericht
von Georg Weidinger Georg Weidinger

Einleitung

Ich würde mich als offensiven Grundlinienspieler bezeichnen, der auch gerne mal den Weg an`s Netz sucht um Punkte für sich zu entscheiden. Bei meinen Rackets achte ich meistens auf ein Saitenbild von 16x19 oder 18x20, eine Kopfgröße von 98-100 in², ein Schwunggewicht von 325g bis 330g bespannt und eine Balance von 315-320mm unbespannt. Das Gesamtgewicht sollte dabei 340g bespannt nicht übersteigen. Der neue Dunlop NT R 3.0 bewegt sich bei einem Blick auf das Datenblatt also genau in meinem bevorzugten Segment. 16x19 Saitenbild, 22mm Rahmen, 98 in² Kopfgröße, 308g unbespannt, 315mm Balance und ein Schwunggewicht von 301g unbespannt klingen ja erstmal nach einem Racket, welches für jeden ambitionierten Hobby- und Turnierspieler mittlerer Leistungsklasse spielbar sein sollte. Zusätzlich hat Dunlop den Schläger um ¼ Zoll länger gemacht als ein Standard Racket, was dem Spieler noch mehr Power und Spin verspricht. Ober der Dunlop NT R3.0 auch hält was seine Eckdaten versprechen, könnt ihr in meinem Review lesen.

Optischer Eindruck

Optischer Eindruck

Das Design des Schlägers macht einen gelungenen und wertigen Eindruck. Die Farbgebung beschränkt sich fast ausschließlich auf eine Kombination aus mattem gelb und schwarz mit ein paar kupferfarbenen Highlights. Die verwendeten Applikationen, schwarz auf gelbem Hintergrund und vice versa, erinnern ein bisschen an zerberstendes Glas oder eine Art Explosion und sollen anscheinend implizieren, dass dieses Racket für ein aggressives Spiel gedacht ist. Vom Stil her hat es mich ein bisschen an den Head Graphene XT Radical erinnert, welcher mit einem ähnlichen Design in anthrazit und orange gestaltet wurde.

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Im Spiel

Grundschläge

Bereits beim Einspielen im Kleinfeld merkt man, dass sich dieser Schläger ein bisschen anders schwingt, als ein Racket mit Standardlänge 27“. Ich hatte den Eindruck, dass ich im Half Court mehr als gewohnt aus dem Handgelenk arbeiten und die Schlagfläche ein bisschen mehr „zudrehen“ muss, um nach dem Kontakt auch die Sicherheit zu haben, dass die Bälle nicht zu lange werden. Daher habe ich auch ein wenig länger als üblich gebraucht, um ein Gefühl für das Racket zu bekommen. Positiv hervorzuheben ist das Feedback des Schlägers. Er vermittelt einen direkten, modernen und soliden Touch ohne dabei steif zu wirken. Von der Grundlinie aus hat sich dieser Eindruck fortgesetzt, allerdings fiel es mir hier leichter den notwendigen Spin zu produzieren. Da das Saitenbett im Sweetspot des Schlägers sehr offen ist, kann man damit bei vollem Schwung ordentlich Drall erzeugen. Der Sweetspot wirkt durch das Saitenbild auch sehr angenehm und ausreichend groß. Bei schlechter getroffenen Bällen gab es kaum unangenehme Vibrationen. Nach ca. 30-40 Minuten hatte ich mich an den Schläger gewöhnt und kam sowohl bei Longline- als starke Winkelbällen sehr gut mit dem Schläger zurecht. Die Torsionsstabilität war ausreichend und das Racket begann nur bei wirklich unsauber getroffenen Bällen leicht zu flattern. Auf den Rückhand Slice konnte ich mich mit dem Dunlop bis zum Schluss nicht so richtig einstellen. Diese Schläge treffe ich einfach lieber nahe am Körper, daher konnte ich keinen Vorteil aus der zusätzlichen Länge des Dunlop ziehen.

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Volleys

Am Netz hat mich der Dunlop nicht überzeugt. Volleys bei denen ich viel Zeit hatte um mich vorzubereiten, konnte ich gut und mit viel Gefühl im Feld platzieren. Falls es allerdings mal schnell gehen musste, war der längere Schläger einen Tick schwerer und vor allem langsamer in Position zu bringen. Auch hier musste ich besonders mit dem Abstand zu Ball kämpfen. Unsauber getroffene Volleys kommentierte das Racket oft mit einem leichten Flattern. Schade eigentlich, denn was das gute und direkte Feedback angeht, hätte dieses Racket mehr Potential gehabt.

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Aufschlag

Der Aufschlag war für mich das Highlight dieses Schlägertests. Das Racket lässt sich so wie auch beim Smash gut über dem Kopf beschleunigen und ermöglicht sowohl gerade Aufschläge als auch Kick-Aufschläge mit gutem Tempo und guter Platzierung. Vor allem die Konstanz im Aufschlag hat mich beeindruckt. Die Quote meines ersten Aufschlages war weit über meinem persönlichen Durchschnitt und der zweite Aufschlag war zumindest so konstant, dass ich kaum Doppelfehler produziert habe.

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Return

Auch beim Return hatte ich eher gemischte Gefühle. Rückschläge bei denen ich mich zum Ball bewegen musste, konnte ich solide mit guter Länge in das gegnerische Feld zurückspielen. Zumindest sofern der Treffpunkt am Schläger stimmte, denn bei harten Aufschlägen des Gegners und ungenauem Treffpunkt zeigte sich wieder ein leichtes Flattern was einen exakten Return manchmal schwierig machte. Bei Aufschlägen die in den Körper serviert wurden, hatte ich große Probleme den richtigen Abstand zum Ball zu finden und den Schläger rechtzeitig in eine gute Position zu bringen. Den Return mit einem Rückhand Slice konnte ich ähnlich wie bei den Grundschlägen nur sehr schwer steuern.

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Detailbewertung

Komfort

Der Schläger hat eine angegebene Rahmenhärte von 64RA. Grundsätzlich ist dies ein gutes Mittelmaß, denn er ist somit flexibel genug um einen guten Touch zu vermitteln, andererseits steif genug um ein modernes aggressives Spiel zu ermöglichen. Hätte ich diese Angabe nicht gehabt, dann hätte ich dem Schläger zu Beginn des Tests aus dem Bauch heraus eine Rahmenhärte um die 67- 69RA attestiert. Er spielt sich sehr direkt und man hat den Eindruck, dass die Bälle nicht lange am Saitenbett bleiben. Ich möchte das allerdings nicht zwingend auf den Rahmen zurückführen. Die hauseigene Hybrid-Polysaite besteht aus einer eckigen Längssaite und einer runden Quersaite und ermöglicht guten Spin. Von der Armschonung des Test-Setups bin ich nicht überzeugt. Die Besaitungshärte des Testschlägers war für meine Bedürfnisse ebenfalls ein bisschen zu hoch und die Saite wirkt eher steif. Bei diesem Setup hätten mir 1-2kg weniger auch genügt. Mit einer weicheren Polysaite und Bespannungshärte hätte sich das Gefühl wahrscheinlich noch deutlich steigern lassen.

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Kontrolle

Spin

Der Spin des Schlägers war mehr als ausreichend. Ich hatte zu jeder Zeit und bei jedem Schlag die Möglichkeit genügend Spin zu produzieren. Wenn ich genügend Zeit hatte zu schwingen und das Handgelenk „zudrehen“ konnte, war der Spin aber immer in ausreichender Dosis vorhanden. Auch die verwendete Saite ist eindeutig auf Spin ausgelegt und hat einen sehr guten „Snapback“ ähnlich einer Wilson Revolve o.ä. Das Gesamtpaket in Punkto Spin war jedenfalls absolut OK.

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Power

Dieses Versprechen konnte der Schläger anfangs nicht so ganz einlösen. Ich musste deutlich härter als gewohnt arbeiten um bei meinen Grundschlägen ausreichend Power zu generieren und am Drücker zu bleiben. Leider wurde damit auch mein Schwung oft unsauber, was wiederum zu einer höheren Fehlerquote und weniger Vertrauen in meine Angriffsschläge führte. Auch diesen Umstand möchte ich allerdings auf die gewählte Bespannung zurückführen und dem Rahmen nicht Unrecht tun. Als die Bespannung nach ca. 4h schon ein wenig an Gewicht verloren hatte, wurde auch die Power immer besser, ohne einen merkbaren Kontrollverlust mit sich zu bringen. Ganz im Gegenteil, denn ich hatte auch das Gefühl, dass die Bälle nun länger am Schläger waren und ich sie so noch besser platzieren konnte.

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Vorteile/Nachteile zu anderen Rackets

Im Spiel habe ich einen direkten Vergleich zu meinem aktuellen Racket, dem neuen Babolat Pure Strike 16x19 (Modifikation mit gesamt 4g Bleiband an 3 und 9 Uhr und 4g Gegengewicht im Griff) gezogen. Beide Schläger haben ein ähnliches Gewicht, das gleiche Saitenbild, gleiche Kopfgröße und einen ähnlich „knackigen“ Rahmen, daher war es naheliegend diesen Vergleich anzustellen. In Punkto Power waren die Rackets sehr ähnlich, allerdings war mein Babolat mit gefühlt 2kg niedriger bespannt als der Dunlop und hatte daher ein bisschen mehr Zug. Auch die Manövrierbarkeit ist bei beiden Schlägern sehr gut, allerdings hatte ich beim Babolat das Gefühl, dass ich ihn auch in schwierigen Situationen schneller und folglich auch besser in Position bringen konnte. Da das Saitenbett des Pure Strike im Sweetspot etwas enger ist, konnte ich generell jeden Schlag ein bisschen flacher und kontrollierter über das Netzt spielen, was meinem Spiel einfach mehr entgegenkommt. Die höhere Stabilität des Pure Strike bei den Grundschlägen und Volleys war deutlich spürbar. Dies liegt aber hauptsächlich an der Modifikation, denn serienmäßig ist auch der Babolat kein „Stabilitäts-Wunder“. Hierfür fehlt beiden Schlägern einfach ein bisschen Masse. Zum Vergleich, der Head Graphene  XT Prestige Pro mit 315g unbespannt  war in dieser Kategorie schon deutlich stabiler, dafür muss man ihn aber auch entsprechend bewegen können. Weitere vergleichbare Schläger, welche ich in den letzten Jahren testen konnte, waren der Wilson Blade 16x19 oder der Head Graphene Radical Pro. Auch diese Rackets liegen aber was ihre Spieleigenschaften betrifft näher beim (serienmäßigen) Pure Strike als beim Dunlop NT.

Fazit

In den vergangenen zwei Wochen habe ich den Dunlop NT R 3.0 in 3 Sessions zu je 2h getestet und konnte sowohl sehr viele positive als auch ein paar negative Eindrücke gewinnen. Zu den Stärken des Rackets zählen für mich die gute Manövrierbarkeit, der gute Spin und das direkte Spielgefühl. Der größte Nachteil war für mich eindeutig die „Überlänge“ des Schlägers von 0,25 Zoll. Ich musste, abgesehen vom Aufschlag, einfach zu viel adaptieren um die gleiche Sicherheit in meinem Spiel zu finden, das Racket rechtzeitig in Position zu bringen und richtig zum Ball zu stehen. Der fehlende Durchzug zu Beginn des Tests ist aus meiner Sicht der Besaitung geschuldet. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich dies mit einer weicheren Poly und einer niedrigeren Besaitungshärte beheben ließe. Gleiches gilt auch für den Komfort, welche man damit noch deutlich steigern könnte. Mit einem ähnlichen Tuning wie ich es bei meinem Babolat vorgenommen habe, hätte ich den NT für mich noch passender machen können, aber ich bleibe lieber bei Schlägern mit Standardlänge. Trotzdem ist dieses Racket für eine große Gruppe von Hobbyspielern handlebar und bietet aus meiner Sicht eine gute Alternative zu den Modellen der großen Hersteller Wilson, Babolat und Head. Testen lohnt sich auf jeden Fall, denn der Dunlop vereint sehr viele Dinge die ein moderner Schläger haben muss!

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