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TR990 Power

3.89 3.89 Sterne Testbericht
von Christoph Detje Christoph Detje

Einleitung

Ich bin Linkshänder mit einem sehr offensiven, kraftvollen und teils kompromisslosen angriffslustigen Spielstil.

Die Vorhand spiele ich mit viel Kraft und einem starken Topspin allerdings relativ flach übers Netz um möglichst schnell Druck auf den Gegner ausüben zu können. Ich setze dann gerne direkt nach und rücke an das Netz vor.

Da dieser Schlag mein Spiel dominiert versuche ich ihn so häufig wie möglich zu nutzen und die schwächere, einhändige Topspinrückhand zu umlaufen.

Bei der Rückhand setze ich inzwischen auch auf einen ähnlichen relativ druckvollen und niedrig fliegenden Ball und streue gerne einen Slice ein.

Zudem ist der Aufschlag ein entscheidender Punkt in meinem Spiel.

Als Linkshänder ist dies natürlich ein Vorteil, da die Bälle sich „in die falsche Richtung“ drehen.

Ich spiele auf der Einstandseite entweder mit viel Kick weit raus in die Vorhand oder mit extrem viel Kraft durch die Mitte. Auf der Vorteilsseite setze ich in 90% der Fälle auf einen extremen Slice weit raus in die Rückhand um das Feld zu öffnen gern ein Aufschlag +1 oder gar Serve and Volley zu forcieren.

Gerade jetzt in der Halle, auf den schnelleren Belägen, ist dies ein großer Erfolgsfaktor für meine Spiel.

Damit ich dieses Spiel umsetzen kann, habe ich bisher auf Schläger gesetzt, die eine 645qcm Schlagfläche mit 16/19er Saitenbild mitbringen, viel Spin zusätzlich generieren aber auch ein gutes Maß an Geschwindigkeit entwickeln.

Dies war über viele Jahre der Babolat PureDrive (300g) mit zusätzlich ca 10 Gramm Blei im oberen Rand für noch mehr Power im Aufschlag.

Nachdem sich hierdurch ein Tennisarm entwickelt und auch die Schulter gelitten hat, bin ich mit Erscheinen des Wilson Clash zum Clash100 gewechselt der nur noch 295g auf die Waage bringt und deutlich armschonender ist.

Hiervon spiele ich mittlerweile bereits die 2. Generation.

Somit ist für mich die Armschonung im Spiel ein ganz wichtiger Gesichtspunkt.

Ich hatte das Glück den TR990Power vom 13.10 bis 26.10 testen zu können und habe 4x mal gespielt und diese Zeit mit Schläger auf dem Court verbracht.

Optischer Eindruck

Optischer Eindruck

Bei „unboxing“ des TR990 Power huschte mir sofort ein Lächeln über das Gesicht.

Ein wirklich schön anzusehendes Racket bei dem Schwarz den Hauptteil ausmacht und ein leuchtendes Rot für einen großartigen Kontrast sorgt.

Die Hinweise für den Besaiter sind deutlich sichtbar in einem schönen Silber angebracht und sorgen für zusätzliche, schmückende Details.

Auf jeden Fall ein Schläger der Kraft ausstrahlt - ein wirklich schickes Spielgerät.

5

Im Spiel

Grundschläge

Der TR990 Power liegt sehr gut in der Hand.

Ich habe allerdings den 10g Gewichtsunterschied zu meinem aktuellen Schläger deutlich gemerkt.

Das Saitenbild und die Schlagfläche sind identisch zum Clash und ich erwartete ein ähnliches Spielgefühl.

Der Schläger war allerdings schneller in Schlagposition als erwartet.

Gleich mit den ersten Schlägen war mir bereits bewusst woher der Name des Schlägers kommt.

Eine unbändige Kraft steckt in diesem 285g Rahmen. Der Ball wird regelrecht aus der Saite katapultiert.

Auch meine Spielpartner, die ja durchaus meine kraftvollen Schläge gewohnt sind, haben erstaunt geschaut als schon beim Einspielen eine enorme Geschwindigkeit und Rotation auf den Ball kamen.

Je aufgewärmter ich wurde und damit auch härter Schlug desto häufiger wurden die Schläge zu lang.

Es erforderte dann eine Reduktion von Schlaghärte und mehr Spin höher über das Netz gespielt um die Länge wieder korrekt zu justieren.

Die Kontrolle war allerdings schwieriger als erwartet und ich musste den Sweetspot sehr sauber erwischen um den Ball gut zu platzieren. Fehler wurden nicht so gut verziehen und häufig in viel Härte und wenig Kontrolle umgewandelt.

3

Volleys

Bei den Volleys lag der Schläger- trotz des relativ niedrigen Gewichts - stabil in der Hand und ist gut die Bewegung mitgegangen, hat sich gut manövrieren lassen.

Auch hier war der Rahmen sehr „aktiv“ und hat ziemlich schnelle und harte Volleys produziert die vom Gegner schwer zu erreichen waren.

Auch hier musste ich mich etwas herantasten da der Schläger wieder schneller in Position war als erwartet

4

Aufschlag

Auf die Aufschläge hatte ich mich nach den Erfahrungen mit den Grundschlägen beim Einschlagen schon sehr gefreut und wurde nicht enttäuscht.

Nach ein paar Probeaufschlägen zum warm werden und herausfinden wie die Schlägerkopfbeschleunigung läuft kam dann der „Wow Effect“.

Auf der Einstandseite sind die geraden Serves durch die Mitte als wahre Geschosse aus dem Rahmen geflogen und waren extrem schwierig zu retournieren. Beim richtigen Timing und Treffpunkt war Power Pur zu fühlen und zu hören.

Auch die Kick Variante raus in die Vorhand wurden durch den Rahmen sehr unterstützt und die Bälle sind schön hoch abgesprungen.

Auf der Vorteilseite - als Linkshänder auf Teppich die natürlich bevorzugte Seite - war der Effekt nicht weniger erstaunlich.

Die Sliceaufschläge weit nach Außen wollten gar nicht mehr aufsteigen nach dem Aufprall und die Geschwindigkeit die der Rahmen als Extra lieferte brachten noch mehr zusätzliche Freude am Aufschlagspiel als ich ohnehin schon daran habe.

Für einen guten Aufschläger ist der TR990Power auf jeden Fall eine wahre Freude und zaubert sehr schnell ein sehr breites Lächeln ins Gesicht.

5

Return

Die Erfahrungen beim Return decken sich ziemlich mit den Erfahrungen bei den Grundschlägen.

Bedingt durch die mitgebrachte Power des Rahmens sind gerade Anfangs viele Returns direkt in der Plane gelandet.

Nach einigem Probieren und einem deutlich verkürztem Schwung sowie reduzierter Schlagkraft konnte ich dies etwas ausgleichen aber häufig wurden die Returns dann wieder zu kurz und gaben dem Aufschläger schnell die Möglichkeit mich unter Druck zu setzen.

Da die Aufschläge meist in meine Rückhand serviert werden konnte ich dann auf Rückhand-slice-Chip Returns setzen aber die Kontrolle ging ob der Kraftentwicklung leicht verloren.

2

Detailbewertung

Komfort

Der TR990Power liegt gut in der Hand und lässt sich leicht manövrieren.

Vibrationen werden gut gedämpft und weder der Tennisarm noch die lädierte Schulter haben nach dem Test geschmerzt - dies gilt sowohl bei Treffern im Sweetspot als auch bei unsauber getroffenen Bällen.

Ein wirklich angenehmes Schlag- und Schwunggefühl das auch Spielern mit Tennisarmproblemen Matches über mehr als 90 Minuten ohne Schmerzen ermöglicht.

5

Kontrolle

Die Kontrolle ist in meinem Test und bei meiner Spielweise das große Manko des TR990 Power.

Bei schnellen und druckvollem Spiel muss der Sweetspot 100% getroffen werden und zusätzlich noch mehr Aufwärtsdrall in den Ball gelegt werden um die Länge zu halten.

Dies mag an dem geringen Gewicht des Schlägers liegen - ich vermute, dass schwerere Version (TR990 Power Pro mit 300g) dieses Rackets für mich die bessere Variante ist, da hier mehr von meiner aufgebrachten Kraft schon in die Bewegung und Beschleunigung des Schlägers gehen würde.

Im Falle des TR990 Power landet eben diese Energie zusätzlich im Schlag und reduziert die Kontrolle des Schlages.

2

Spin

Hier ist der TR990 in seinem Element. Topspin und Slice nimmt der Rahmen sehr gut an und verstärkt den Effekt stark. Nicht nur das man es fühlt und an den Rückschlägen der Gegner merkt. Man sieht dem Ball schon nach kurzem Spiel an wie ausgefranst dieser ist.

Für Spieler die viel Spin spielen und sich wünschen, dass dieser nochmal erhöht wird ist dieser Schläger eine gute Wahl. Aber auch Spieler die tendenziell wenig Rotation in ihren Schlägen haben und auf der Suche nach einem Verstärker-Effekt sind finden im TR990 ein Racket das diesen Wunsch einfach umsetzt.

4

Power

Der Name des Rackets ist hier definitiv richtig gewählt und Programm.

Eine Powerentwicklung die wirklich ihresgleichen sucht. Mit bereits geringem Aufwand lassen sich Schläge produzieren die bei richtigem Treffpunkt zu viel Staunen und auch Frustration bei den Gegnern führen und die Anzahl an Winnern bei richtiger Handhabung schnell nach oben wandern lassen.

Egal ob der Ball ganz sauber im Sweetspot oder auch unsauber getroffen wird - Power ist hier garantiert.

Ein wirkliches Kraftpaket.

5

Vorteile/Nachteile zu anderen Rackets

Wenn ich den TR990 Power mit dem Wilson Clash 100 vergleiche kann ich konstatieren, dass die Spinentwicklung bei beiden Schlägern nahezu identisch ist.

Beide erzeugen ein gehöriges Maß an zusätzlichem Drall auf dem Ball. Sowohl bei den Grundschlägen als auch beim Serve ein toller Effekt der das eigene Spiel gefährlicher und schwerer zu beantworten macht und sich definitiv positiv auf das Spiel vieler Spieler auswirken kann.

In Punkto Komfort – also insbesondere Vibrationsdämpfung - gilt hier das Gleiche.

Der TR990 Power hat das Gros der Vibrationen abgefedert und Arm sowie Schulter ohne Schmerzen auch längere Spielzeiten durchhalten lassen. Ein Aspekt der insbesondere vielen Turnier- sowie Medenspielern wichtig ist und ein großer Pluspunkt.

Bei Thema Power hat der TR990 Power definitiv mehr zu bieten als der Clash100 und gewinnt den Vergleich deutlich. Mit den gerade mal 285g Gewicht generiert der TR990 Power ohne Probleme eine Geschwindigkeit wie der vormals von mir gespielte Babolat Pure Drive mit zusätzlichem Blei im Rahmen. Die Power entwickelt sich bereits bei relativ leicht geschwungenen Schlägen und bei vollem Druck auf den Ball sind präzise Schläge unglaublich schnell und schwer zu erreichen. Die Geschwindigkeit beim Serve steigt deutlich und harte, gerade Serves entwickeln sich zu wahren Kanonenkugeln die sehr schwer zu retournieren sind.

Leider führt eben diese starke Kraftentwicklung zu einem deutlichen Kontrollverlust und wenig Spielraum um Fehler im Schlag zu verzeihen. Bei Treffern außerhalb des Sweetspots oder ein wenig ungenauer Schlagausführung sind überlange Bälle keine Seltenheit und auch harte Schläge bis an den Zaun, beziehungsweise die Plane in der Halle, auch häufiger zu sehen. Hier ist der Clash100 mit weniger Powerentwicklung einfacher zu kontrollieren, bietet mehr Sicherheit und verzeiht Fehler im Schlag oder dem Treffpunkt besser.

Fazit

In den 4 Sessions mit dem TR990 Power habe ich mit viel Freude probiert und experimentiert und immer wieder zwischen meinem Racket und dem Testracket hin und her getauscht um möglichst viele Unterschiede bzw. Gemeinsamkeiten zu finden.

Ich kann sagen, dass der TR990 Power ein interessantes Racket ist, welches allerdings mit meinem Spielstil nicht 100% kompatibel ist.

Er bringt eine tolle, schlägereigene Rotationsentwicklung mit und verstärkt so bereits den Spin bei Schlägen, die nur mit sehr wenig Topspin bzw Slice gespielt wurden. Diese Art von Verstärkung habe ich bisher nur beim Clash100 und mit etwas weniger Ausprägung auch beim Head Boom MP so erlebt.

Ich empfand den TR990 Power trotz eines relativ geringen Gewichts von nur 285g als sehr stabil im Schlag was insbesondere beim vollieren wichtig und positiv zu erwähnen ist.

Dieses geringe Gewicht macht den Schläger auch sehr gut manövrierbar.

Das Ganze passiert mit einer wirklich guten Vibrationsdämpfung und macht den Schläger sehr armschonend. Gerade für Tennisarmpatienten wie mich sehr erfreulich und positiv zu bewerten.

Die Kraftentwicklung ist wirklich außerordentlich und erwähnenswert. Der Schläger macht seinem Namen alle Ehre und beschleunigt den Ball ohne Mühe oder Kraftaufwand auf hohe Geschwindigkeiten.

Dies geschieht allerdings Zulasten der Kontrolle die mit steigender Schlaggeschwindigkeit abnimmt und die Fehlerquote nach oben bringt.

Für „Hardhitter“ wie mich die ohnehin bereits mit viel Power auf den Ball gehen ist der TR990 Power daher eher ungeeignet da die Power einfach zu hoch wird.

Der TR990 Power ist ein gut designtes Stück Tennistechnik welches ich insbesondere Spielern empfehlen würde, die eher langsam Spielen und auf der Suche nach einem Racket sind das ihrem bestehenden Spiel mehr Geschwindigkeit verleiht.

Gerade variantenreiche aber langsamere Aufschläger werden mit diesem Racket sicher ihre Freude haben. Mit dem TR990 können sie auf der einen Seite Slice und Kick Serve auf ein besseres Level befördern und auf der andere Seite mühelos einige km/h mehr in ihren Aufschlag bringen.

Überzeugt?