Babolat

Pure Drive

3.22 3.22 Sterne Testbericht
von Wolfgang Tritthart Wolfgang Tritthart

Einleitung

Nachdem meine Suche nach dem heiligen Tennis-Gral bis jetzt noch nicht mit Erfolg gekrönt war, hat mir Tennisnet und Babolat dankenswerter Weise ein Racket zum testen geschickt - diesmal den nagelneuen Babolat Pure Drive. 

Bevor wir aber Fabio Fogninis Schläger näher betrachten noch ein paar Infos zu mir:

Ich bezeichne mich grundsätzlich als klassischen Baseliner, aber dieser Spielstil spiegelt sich nicht gerade in meiner Racketwahl wieder. Das bedeutet ich tendiere doch eher zu schweren Kontrollrackets. Zur Zeit bin ich aber erneut in einer meiner vielen Testphasen, probiere also verschiedenste Rackets und experimentere mit Bleigewichten sowie Saiten etc. Ja, man könnte mich "Materialnerd" nennen :) 
Ich kann keine Gewähr auf Vollzähligkeit geben, aber das sind ein paar von mir getesteten Rackets der letzten Jahre: Prince Textreme Tour 95, Prince Textreme Tour 100P, Wilson Blade 18x20, Wilson SixOne 95s, Wilson RF97, Wilson SixOne 18x20, Babolat Pure Strike Tour, Babolat Pure Strike 16/19, Babolat Aero Pro Drive, Babolat Pure Drive, Yonex AI98, Yonex AI100, Yonex Tour G, Head Instinct MP, Head Radical MP, Head Speed Pro, Head Prestige Pro, Head Prestige MP. Letzterer ist übrigens eine "alte Liebe" von mir die gerade wieder aufgeflammt ist. 

Getestet habe ich den neuen Babolat Pure Drive insgesamt ca. 4 Stunden. Für die finale Bewertung war mein Setup wie folgt:

Normales Basisgriffband + Overgrip
Kein Dämpfer
Besaitung: Babolat RPM Blast Rough 1,25mm in 24kg/24kg
Gesamtgewicht inklusive Bespannung: 322 Gramm
Schlagfläche: 645cm²

Optischer Eindruck

Optischer Eindruck

Ich muss ja gestehen, die bisherigen Modelle der Babolat Pure Drive Linie haben mir optisch nie so richtig gefallen. Irgendwie waren sie zu verspielt und der blaue Farbton war auch nicht so mein Fall. Aber die neue Version des Pure Drive finde ich durchaus gelungen. Das Blau ist deutlich heller und sieht wirklich super aus. Wer es ein bisschen verspielter und knalliger mag, ist beim neuen Babolat Pure Drive also genau richtig.

4

Im Spiel

Grundschläge

Lange hab ich gegrübelt wie ich den Schläger bewerten soll. Vorneweg, so richtig "warm" wurde ich damit nie - auch nicht von der Grundlinie. Eigentlich hat der Schläger ja ein sehr hohes Power Potenzial. Der Rahmen ist breit und hart, die Schlagfläche groß und die Balance ausgeglichen. Aber so richtig schnell konnte ich damit dann doch nicht spielen, dafür war der Schläger einfach zu leicht. Das eigentliche Markenzeichen beziehungsweise den Vorteil der hohen Power konnte ich bei dem Schläger also nicht zu meinen Gunsten ausnutzen. Dazu kommt noch leider auch noch, dass die Kontrolle meiner Meinung nach unterdurchschnittlich war. Ok, der Spin war gut aber was bleibt für mein Spiel sonst noch übrig? Leider zu wenig und deshalb muss ich magere 2 Punkte geben. 

2

Volleys

Am Netz sieht das Ganze wieder etwas anders aus. Der großzügige Sweetspot und super Manövrierbarkeit machen den Babolat Pure Drive am Netz zu einer Waffe. Fast jeder Volley sitz damit super bei mir - einzig bei Dropvolleys hat mir persönlich der Touch gefehlt. Ich vergebe solide 4 Punkte.

4

Aufschlag

Ok, beim Aufschlag konnte ich dann doch die Power aus dem Racket kitzeln. Der Babolat Pure Drive beschleunigt dabei einfach ungemein, besonders gerade Aufschläge sind gute 5-10% härter als mit meinen anderen Stammrackets. Aber wie es nun so ist, bei guter Power leiden einfach meist Kontrolle und Präzision. Besonders bei zweiten Aufschlägen konnte ich die Power einfach nicht bändigen und hatte große Probleme den Ball im Feld zu halten. Aufgrund der fehlenden Kontrolle beim zweiten Service gebe ich hier schnelle 3 Punkte.

3

Return

Die relativ große Schlagfläche und der leichte Rahmen unterstützen den Return sehr gut. Man muss den Schläger in Wahrheit nur irgendwie in Richtung Ball bekommen und schon kann man recht einfach mit guter Länge returnieren. Besonders gefallen hat mir der Babolat Pure Drive wenn ich einen zweiten Aufschlag mit meiner Vorhand returnieren konnte - der Gegner war dann sofort unter Druck. Probleme hatte ich beim Slice Return, hier sind mir die Bälle relativ oft zu hoch geraten und ins Aus gesegelt - daher gebe ich 4 Punkte.

4

Detailbewertung

Komfort

Mit einer Rahmensteigkeit von 71 ist das Racket steif - ja sogar richtig steif. Wer einen empfindlichen Arm hat soll gewarnt sein, das Racket ist vielleicht nicht die beste Wahl. Ich persönlich habe seit dieser Saison ein leichtes Zwicken im Ellbogen, leider hat sich dieses Zwicken beim Test des Pure Drive weiter verstärkt - daher gebe ich nur 2 Punkte.

2

Kontrolle

Meiner Meinung nach ist das ganz klar die Schwäche des Schlägers. Eigentlich aus fast allen Lagen hatte ich Probleme den Ball kontrolliert dort hin zu spielen wo ich ihn gerne hätte - und nein, ich sehe meine Vorhand-Bälle eben nicht gerne im Zaun landen ;) Für mich ist das Feedback einfach nicht gut genug! Ich hab aber auch Schläger mit (noch) weniger Kontrolle gespielt, deshalb gibt es gerade noch 2 Punkte.

2

Spin

Der Spin ist ein ganz klarer Pluspunkt des Babolat Pure Drive. Ich konnte vorallem auf der Vorhand extremen Spin erzeugen und meine Schläge dadurch einigermaßen gut kontrollieren. Schwieriger viel es mir beim zweiten Kickaufschlag, daher gebe ich 4 Punkte.
 

4

Power

Ich sag es mal so, für die Gewichtsklasse ist die Power überragend. Wenn man, so wie ich, aber deutlich schwerere Rackets gewohnt ist fehlt es etwas an "Plow through" - das heißt einfach, dass es an Gewicht fehlt um besser zu beschleunigen. Gemessen an der Gewichtsklasse gebe ich 5 Punkte, gemessen an dem was ich sonst gewohnt bin nur 3 Punkte. Nehmen wir doch einfach den Durchschnitt: 4 Punkte.

4

Vorteile/Nachteile zu anderen Rackets

Als Referenzracket nehme ich mein letztes Testracket - den Babolat Pure Strike 16/19. Den einzigen Vorteil den ich vom Pure Drive erkennen kann, ist der etwas größere Sweetspot. Der Schläger ist dadurch fehlerverzeihender und ein bisschen leichter zu spielen. Das war es aber meiner Meinung nach auch schon mit den Vorteilen. In allen anderen Bereichen ist der Pure Strike deutlich überlegen. 

Fazit

Mittlerweile ist der Babolat Pure Drive schon ein Klassiker am Schlägermarkt und wohl eines der meistverkauften Rackets. Der Schläger ist durch den großzügigen Sweetspot einfach zu spielen und eignet sich deshalb vor allem für Hobbyspieler in niedrigeren Spielklassen. Für Spieler mit einer guten Technik und hoher Ballbeschleunigung gibt es meiner Meinung nach eine deutlich bessers Wahl aus dem Hause Babolat - den Pure Strike 16/19. 
Für mich persönlich geht die Reise wohl weiter zum nächsten Schläger - irgendwo da draussen muss er ja sein, der heilige Tennis-Gral.

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