Babolat

Pure Drive

4.56 4.56 Sterne Testbericht
von Hannes Lesiak Hannes Lesiak

Einleitung

Vom Spielstil her beschreibe ich mich als sehr variabel, harte Grundschläge gemischt mit Slice, Stoppbällen und Netzangriffen – frei nach der Devise „Hauptsache der Gegner bekommt keinen Rhythmus“. Diese Variabilität äußert sich auch darin, dass ich gerade Schläge mit Topspin-Schlägen mische, wobei der Drive deutlich öfter zur Anwendung gelangt. Beim Aufschlag setze ich eher auf Platzierung, Kick und Percentage. Vorrangiges, fitnessbedingtes Ziel meines Tennisspiels ist es, die Ballwechsel so kurz wie möglich zu gestalten. Mein ITN bewegt sich so rund um 4,2.

Schlägertechnisch habe ich in den mehr als 25 Jahren meiner Tenniskarriere viel ausprobiert. So waren fast alle Marken und Spezifikationen vertreten. Seit einigen Jahren bleibe ich jedoch Modellen mit 645cm² Schlägerfläche und etwas mehr als 300g treu – daher passt auch der getestete Pure Drive genau in mein Beuteschema. Aktuell spiele ich den Prince Textreme Tour 100T und – just for fun – den Dunlop R5.0 Revolution NT Spin, die ich beide mit Blei auf ca. 310g beschwert habe. Beide Schläger zeichnet ein offenes Seitenbild aus, beim Prince 16x18 und beim Dunlop sogar 14x19.

Den neuen Babolat Pure Drive habe ich in zwei Tenniseinheiten zu je 2 Stunden getestet. Bespannt wurde das Testgerät mit der vom Werk empfohlenen Babolat RPM Blast Rough mit 26/25 kg.

Optischer Eindruck

Optischer Eindruck

Das Racket ist in einem grellen hellblau gestaltet und hebt sich somit deutlich von seinem etwas biederen Vorgänger ab. Die Modellbezeichnung ist deutlich sichtbar in weiß und schwarz am Schläger lackiert, was einen sehr modernen Eindruck hinterlässt. Der Rahmen ist vom Griff weg schmal und rund, wodurch er sich beim Anfassen am Schlägerherz sehr angenehm anfühlt, und wird dann am Kopf breiter. Da ich eher auf dunklere Schläger stehe und mich die leuchtende Farbe beim Spielen sogar etwas abgelenkt hat, habe ich für das Design einen Punkt vom Maximum abgezogen.

4

Im Spiel

Grundschläge

Schon als ich den Schläger das erste Mal in die Hand nahm, wusste ich, dass die kommenden Stunden Vergnügen bereiten werden. Vom ersten Schlag an war das Gefühl für die Bälle da, ein Eingewöhnen war nicht nötig. Power, Spin, Kontrolle – alle wichtigen Faktoren sind in Überfluss vorhanden. Bei sauber getroffenen Bällen sowieso, doch auch bei leichten „Mishits“ außerhalb des Sweetspots fliegen die Bälle noch dorthin, wo sie sollen. Überrascht hat mich die Tatsache, dass – auch trotz nur 300g Gewicht – in der Defensive selten Probleme auftauchen. Harte Schläge des Gegners können kontrolliert geblockt und zurück gespielt werden.

5

Volleys

Wenn ich in einer Kategorie sechs Sterne vergeben dürfte, dann wäre es diese. Der Babolat Pure Drive bietet eine unglaubliche Stabilität und Kontrolle bei Flugbällen. Es fühlt sich beinahe so an, als würde der Schläger den Ball ansaugen, um ihn dann kontrolliert und druckvoll wieder freizugeben. Der Schläger ist schnell zu manövrieren und ist blitzschnell dort, wo auch der Ball ist. Zügige und aggressive Volleys können genauso einfach gespielt werden, wie gefühlvolle Volleystopps.

5

Aufschlag

Auch hier gibt es keine Beanstandungen. Der Schläger gibt jeden Schnitt kompromisslos an den Ball weiter, wodurch alle Aufschlagarten exzellent funktionieren. Auch das „Brett durch die Mitte“ geht durch die auszeichnende Beschleunigung leicht von der Hand. Durch den etwas dumpfen Klang fühlen sich die Aufschläge sogar noch einen Hauch schneller an als gewohnt.

5

Return

Für Aufschläge auf Kreisliganiveau, bei denen man ausreichend Zeit zur Vorbereitung hat, und bei denen sich der Spieler in Balance befindet, sehe ich kein Problem. Bei härteren, schnelleren Services macht sich das doch eher geringe Gewicht von 300g bemerkbar, da hier die nötige Stabilität fehlt. Mit etwas zusätzlichem Gewicht im Griff kann hier jedoch bei Bedarf ohne großen Aufwand nachgebessert werden.

4

Detailbewertung

Komfort

Ich hatte am ersten Testtag auch die Möglichkeit das Vorgängermodell im Vergleich zu haben. Das aktuelle Modell ist ein deutliches Upgrade, was den Komfort betrifft. Das neue Cortex Dämpfungssystem leistet ganze Arbeit. Auch ohne zusätzlichen Vibrastopp ist der Schläger gut spielbar und armschonend. Da ich bei manchen Schläger ohne Dehnübungen vor dem Spiel leichte Schmerzen im Bizepsmuskel bekomme, habe ich beim Schlägertest bewusst auf diese Vorbereitung verzichtet. Jedoch trat bei mir auch nach zwei Stunden keine Überbeanspruchung auf. Zusätzlich ist mir der Klang des Schlägers positiv aufgefallen. Auch ohne Vibrationsdämpfer ist das sonst so hohe „Singen“ beim Treffpunkt dezenter als bei anderen Schlägermodellen.

5

Kontrolle

Kontrollfreaks werden vermutlich einen anderen Schläger wählen, der voraussichtlich ein 18x20 Seitenbild hat. Doch auch mit dem Babolat Pure Drive muss man sich keine großen Sorgen machen, das anvisierte Ziel zu treffen. Das Spielgefühl ist erstklassig. Lange Grundschläge, aber auch Dropshots, lassen sich leicht durchführen, da das Racket ein gutes Feedback liefert. Moderates Tempo lässt sich mit dem Pure Drive fehlerfrei spielen, steht einem ein echter Hardhitter gegenüber, würde das eine oder andere Gramm an Gewicht zum Dagegenhalten nicht schaden.

4

Spin

Das 16x19 Seitenbild ermöglicht gute Rotation, macht aber aus dem Racket keine „Spin-Maschine“. Wer nur auf der Suche nach „Heavy Spin“ ist, wird sicher zu den eigens hergestellten Spin-Schlägern greifen, wie sie z.B. von Wilson oder Dunlop angeboten werden. Der Pure Drive ist hier die vernünftige Variante, die die Bälle auch kontrolliert dort ankommen lässt, wo sie sollen.

4

Power

Da ich noch nie Probleme dabei hatte, einem Ball genügend Kraft mit auf den Weg zu geben, gelang das auch bei diesem Modell ohne Anstrengung. Einer der wenigen Vorteile, wenn man selbst etwas zu viel Gewicht mit sich herumschleppt. Beim getesteten Modell konnte ich daher keine nennenswerten Unterschiede zu vergleichbaren Turnierschlägern diagnostizieren.

5

Vorteile/Nachteile zu anderen Rackets

Der Babolat Pure Drive ist ein Allroundtalent, eine tolle Kombination aus Power, Komfort und Kontrolle und stellt jedenfalls ein Upgrade zum Vorgängermodell dar. Satt getroffene Bälle gehen mit gutem Spin vom Schläger weg, auch Fehler werden großzügig verziehen. Stärke des Schlägers ist jedenfalls seine universelle Einsetzbarkeit, jeder Spielertyp wird mit dem Pure Drive Freude haben. Einziger kleiner Nachteil ist das für mich etwas zu geringe Gewicht, dem aber mit wenigen Gramm Blei ohne großen Aufwand entgegengewirkt werden kann.

Fazit

Ich kann nun verstehen, warum der Babolat Pure Drive zu den meist verkauften Rackets weltweit zählt. In beinahe allen Kategorien kann ich Bestnoten vergeben, wobei vor allem die Qualität des Schlägers beim Netzspiel erwähnenswert ist. Ich habe einen wirklich soliden Allroundschläger getestet, der Spielern aller Spielarten und –stärken Freude bereiten kann und der keine Schwachstelle offenbart hat. Für den Breitensport reicht das Modell in der Standardversion völlig aus, für Turnierspieler bietet er eine hervorragende Basis zum individuellen Tuning. Vor allem in Verbindung mit der wirklich sensationellen Babolat RPM Blast Seite gibt es von mir eine klare Kaufempfehlung. Wer schon mit dem Vorgänger zufrieden war, wird das Update lieben.

Überzeugt?