Head

Graphene 360 Speed MP

4.33 4.33 Sterne Testbericht
von Jörg Artmann Jörg Artmann

Einleitung

Ich bin ein Allroundspieler, der allerdings häufiger von der Grundlinie agiert. In der Halle spiele ich etwas aggressiver und gehe auch regelmäßig ans Netz, meine Stärke sehe aber vorwiegend an der Grundlinie. Am stärksten spiele ich gegen aggressive Gegner, deren Druck ich für mein Konterspiel nutze. Gerade auf Asche gelingt das gut, da ich – vor allem für mein Alter – noch sehr schnell und beweglich bin und über genügend Ausdauer verfüge.

Ich spiele klassisch mit einhändiger Rückhand und ohne extreme Griffhaltung. Entsprechend spiele ich nicht mit sehr viel Spin. Meine Rückhand kann ich sowohl als Slice als auch als Drive spielen und wechsele auch gerne. Der Aufschlag ist solide und sicher, ich kann ihn gerade und hart spielen, bevorzuge aber meistens ein Kick, den ich gut platzieren kann.

Die letzten 25 Jahr habe ich Head Rackets gespielt, diverse Prestige Modelle und 1x Radikal. Den letzten Wechsel zum Head Prestige Pro 630 (2016) musste ich nach wenigen Wochen abbrechen, da ich zum ersten Mal Probleme mit dem Arm bekommen habe. Daraufhin habe ich zum Babolat Pure Strike (16/19) gewechselt, den ich jetzt noch spiele.

Optischer Eindruck

Optischer Eindruck

Der neue Speed gefällt mir gut. Der Wechsel zu einem klassischeren Design ohne große Spielereien mit Farbe und Motiven gefällt mir deutlich besser als das Vorgängermodell. Es erinnert ein wenig an das aktuelle Design der Wilson Modelle, ohne ganz deren Level zu erreichen. Für mich bietet Wilson z.Z. mit Abstand das beste Designe als auch Haptik. Die Haptik des Speed ist dennoch gut und entspricht dem Niveau anderer Top Schläger. Der Schläger lag vom ersten Augenblick gut in der Hand und fühlte sich auch so an. Etwas ungewohnt für mich war die etwas größere Schlagfläche, da ich bisher nur Schläger mit max 630 Fläche gespielt habe.

5

Im Spiel

Grundschläge

Meine Erwartungen an die Grundschläge waren hoch und wurden nicht enttäuscht. Vom ersten Schlag an fühlte ich mich wohl mit dem Schläger. Man hat den Eindruck alles geht etwas leichter von der Hand, man muss weniger aktiv arbeiten um die gleich Länge bzw. Geschwindigkeit zu erreichen. Dies ist ein großer Vorteil vor allem in der Verteidigung. Schläge in der Not erreichen noch eine hinreichende Länge, die ich mit andern Schläger nicht erreicht habe. Auch hatte ich den Eindruck, dass man einfacher und mehr Spin auf den Ball geben kann. Das hat sicherlich auch mit der größeren Schlagfläche zu tun, die für mich noch ungewohnt war. Der Schläger ist relativ fehlerverzeihend und man muss den Ball nicht immer im Sweet Spot treffen um trotzdem noch ein ordentliches Ergebnis zu bekommen, das gilt sowohl für die Beschleunigung als auch Präzision und Länge. Der Nachteil ist allerdings eine gewisse eingeschränkte Kontrolle. Das direkte und ausgesprochene Präzise feedback eines Prestige oder Pure Strike bietet der Speed nicht.  

4

Volleys

Auch beim Volley ist der Schläger fehlerverzeihend und man hat das Gefühl, man kann kaum einen Ball verschlagen. Trotz nur 300g ist er hinreichend stabil und bietet genug Kontrolle.

5

Aufschlag

Der Aufschlag ist der Schlag, bei dem mich der Speed am wenigsten überzeugt hat. Es ist zwar möglich viel Spin auf den Ball zu geben, aber das Feedback ist nicht gut und ich hatte den Eindruck meine Power verpufft etwas. Gefühlt waren meine ersten Aufschläge langsamer als bei den Schlägern, die ich spiele bzw. gespielt habe. Das hat mich dazu verleitet, erst gar keine ersten, geraden Aufschlag zu machen, sondern gleich einen zweiten mit viel Spin und etwas mehr Druck zu probieren.

3

Return

Beim Return verhält sich der Speed ähnlich wie bei den Grundschlägen. Selbst nicht voll getroffene Bälle kann man noch lange zurückspielen. Es fehlt allerdings auch hier die letzte Präzision und Kontrolle.

4

Detailbewertung

Komfort

Der Schläger bietet für ein Turnierracket sehr viel Komfort. Dadurch hat er mich verleitet etwas weniger auf dem Platz zu ‚arbeiten‘ und manchmal etwas zu bequem zu werden. Dies kann natürlich im Laufe eines langen, anstrengende Spiels zum Vorteil werden. Durch das relative geringe Gewischt von 300g ist er sehr gut zu manövrieren und ermöglicht auch Notschläge aus dem Handgelenk.

5

Kontrolle

Die Kontrolle ist gut aber nicht außergewöhnlich. Das liegt sicher auch an der größeren Fläche. Mir fehlt die Präzision und Kontrolle eines Prestige oder auch Pure Strike, die beide nicht so verzeihend sind, aber ein solch direktes feedback geben, dass man sofort weiß was mit dem Ball passiert.

4

Spin

Der Speed nimmt den Spin sehr gut an und ich konnte deutlich mehr Topspin erzeugen als mit andern Schlägern. Auch Slice funktioniert gut, wobei da der Unterschied zu meinem Rahmen deutlich geringer ausfiel.

5

Power

Der Schläger beschleunigt gut, selbst bei nicht sauber getroffenen Bällen. Besonders angenehm war das in der Defensive. Wo ich die Power nicht gespürt habe (bzw umsetzen konnte) war beim Aufschlag. 

4

Vorteile/Nachteile zu anderen Rackets

Der Head Speed MP wird bestimmt auf viel Zustimmung stoßen. Wer bisher schon mit einem ähnlich großen Schläger gespielt hat, wird auch daran seinen Gefallen finden. Er liegt gut in der Hand und trotz seines Gewichts von nur 300g kann man mit ihm druckvoll von der Grundlinie mit viel Spin agieren. Auch wenn der Schläger mir gut gefallen hat, kommt er für mich nicht in Frage. Ich liebe eine größere Präzision und ein direkteres feedback, auch wenn ich dabei auf eine größere Fehlertoleranz verzichten muss. Ich kann mir vorstellen, dass Spieler, die heute einen Babolat Pure Drive spielen oder Wilson Blade 100 auch den Speed MP als eine ernsthafte Alternative ansehen werden.

Fazit

Der neue Speed MP ist ein wirklich guter Turnierschläger. Er eignet sich v.a. für Spieler, die überwiegend an der Grundlinie agieren und gerne Vor- und Rückhand mit viel Spin spielen. Er ist fehlerverzeihend und bietet immer noch viel Power um den Bällen die notwendige Länge zu geben. Es ist kein Schläger für sehr gute Techniker, die ein entsprechend variables und präzises Spiel haben. Für die bleibt der Head Prestige erste Wahl.

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