Head

Radical MP

3.78 3.78 Sterne Testbericht
von Christian Gratzer Christian Gratzer

Einleitung

Ich bevorzuge grundsätzlich das Grundlinienspiel mit langen, geraden Bällen und etwas Topspin. Dabei versuche ich die Bälle gut zu verteilen und mich in einer Ralley in eine gute Position für meine doch recht schnelle und kraftvolle Vorhand zu bringen und mit dieser Abzuschließen. Mein Aufschlag ist bedingt durch meiner Körpergröße von 178 cm nicht gerade eine „Bombe“. Daher gebe ich dem Ball meist etwas Slice mit, um so nach dem Absprung die Richtung zu verändern und das Feld zu öffnen. Zwischendurch streue ich ein paar gerade Aufschläge ein. Beim Racketkauf lege ich grundsätzlich recht viel Wert auf eine gute Kontrolle des Rackets. Dabei sollte dieses auch ein gewisses Maß an Spin generieren, um meine persönliche Schwäche in dieser Richtung auszugleichen (Spiele eher sehr gerade Bälle mit wenig Topspin). Im letzten Jahr hat sich dabei eine Kopfgröße von 100 (645) als für mich ideal heraus kristallisiert. Im Sommer 2016 spielte ich den Head Speed MP, gefolgt vom Head Radical im Herbst bevor ich beim Babolat Pure Strike 98 18/20 und schlussendlich bei meinem aktuellen Racket, dem Babolat Pure Strike 100 16/19 gelandet bin, welcher sich aufgrund der Kopfgröße (100er Kopf), der ausgezeichneten Kontrolle und auch angenehmen Spinpotential für mich ideal spielt. Habe dazwischen einige Rackets getestet und kurzzeitig gespielt (Babolat Pure Aero, Wilson Blade 98 18/20, Wilson Ultra und Wilson Burn 100), bin jedoch schlussendlich bei meinem Pure Strike geblieben, da er besagte Punkte (Kontrolle und Spin) für mich perfekt vereint. Power muss er weniger generieren, da ich grundsätzlich recht kraftvoll spiele und das Tempo selbst generiere.

Optischer Eindruck

Optischer Eindruck

Beim Öffnen der Lieferverpackung kommt ein Head Karton mit RADICAL Aufschrift und Muster zum Vorschein. Wir dieser geöffnet wird man mehr als positiv überrascht. Hier hat sich Head eine perfekte Präsentation einfallen lassen. Das Paket enthält den Head Radical MP in einem neuen, wunderschönen Design, welches sofort in Auge springt und sehr gelungen ist. Man sieht den Schläger an und möchte am liebsten sofort los legen. Dazu bekommt man 4 Tennisbälle mit Radical Aufschrift und ein kleines Handystativ zum Filmen du Fotografieren seiner Schläge mit dem Radical. Kurz gesagt. Hier gibt es nichts besser zu machen. Eine klare 1 in Sachen Optik und Präsentation. Besser geht es nicht!

5

Im Spiel

Grundschläge

Schon während dem Einschlagen wird einem bewusst, dass dieser Schläger eine andere Grundauffassung des Radical darstellt, als es seine Vorgänger waren. Er generiert enorme Power und Speed, welche Anfangs für mich sehr ungewohnt war (im Vergleich zu meinem Babolat Pure Strike und dem Vorgängermodel des Head Radical). Von der Grundlinie lässt sich mit dem Schläger sehr schnell und ohne massiveb Aufwand Druck erzeugen, wobei sofort klar wird, das man von dem Schläger kaum bis keine Spinunterstützung zu erwarten hat. Hier muss man selbst sehr viel Spin in die Schläge geben, um bei entsprechender Power nicht über die Grundlinie hinaus oder ins Netz zu schlagen. Aufgrund des recht kleinen Schlägerkopfes von 98 (630) für einen MP im Vergleich zum Speed-Model ist auch ein sehr genauer Treffpunkt notwendig, da sich der Schläger ansonsten etwas „hölzern“ anfühlt. Der Schläger verleitet daher für Spieler mit nicht perfektem Timing etwas zum „Schupfen“ und „Schieben“ der Bälle.

3

Volleys

Am Netz wiederum macht sich die Power des Racktes sofort positiv bemerkbar. Trotz des kleinen Sweetspots lassen sich die Volleys angenehm spielen und sind ohne viel zutun auch sofort schnell und giftig. Die Kontrolle ist dabei angenehm. Hier muss ich sagen, war ich aufgrund des Gefühls bei den Grundschlägen mehr als positiv überrascht.

5

Aufschlag

Aufgrund der bereits erwähnten Power und des daraus resultierenden Speeds sind die Aufschläge um einiges schärfer als ich es bei ähnlicher Intensität von meinem Babolat gewohnt bin. Aufgrund der aus des kleineren Schlägerkopfes resultierenden Kontrolle lassen sich die Bälle auch recht gut platzieren. Einzig die Umstellung viel mir anfangs etwas schwer und es brauchte ein paar Versuche, um den richtigen Mix aus Treffpunkt und Kraft zu finden. Auch hier macht sich der kleinere Sweetspot bemerkbar und man ist angehalten, sehr genau zu treffen, da der Schläger ansonsten sehr zu streuen beginnt. Liegt aber wie gesagt am Treffpunkt (Spieler).

4

Return

Der Schläger ist bedingt durch seine Charakteristik prädestiniert für Returnspieler mit einem kurzen Schwung. Man kann den Ball auf schnelle Aufschläge sehr gut prallen lassen bzw. blocken. Hat man sich gut positioniert und kann schön durch schwingen, lässt sich sofort Druck aufbauen.  Auch hier sei erwähnt, dass aufgrund des kleinen Sweetspots ein exakter Treffpunkt das Um und Auf ist, um oben genannte Atribute ausspielen zu können.

3

Detailbewertung

Komfort

Der Schläger fühlt sich in der Hand sehr angenehm und gut ausbalanciert an. Beim Schlag selber ist er wie bereits im Punkt „Grundschläge“ erwähnt etwas zu hölzern, was jedoch auch der Bespannung geschuldet sein kann. Ich persönlich konnte kein wirklich Gefühl für den Ball aufbauen. Am Wohlsten fühlte ich mich, wenn ich voll in den Ball hinein gehen und voll durchziehen konnte oder den Ball ins Feld geschoben habe. Bei normalen, langen Grundschlägen fehlte mir persönlich das Gefühl für den Ball und den Treffpunkt. Hier kommt vermutlich wie bereits mehrmals erwähnt der kleinere Schlägerkopf und die etwas längliche Kopfform zu Geltung.

3

Kontrolle

Die Kontrolle ist etwas Zwiespältig. Einerseits fehlt das Gefühl bei langen Bällen von der Grundlinie. Trotzdem kommt der Ball recht genau dort an, wo man Ihn hinspielen möchte. Einzig im Schlag selber fehlt die Sicherheit. Bei den Volleys jedoch offenbart sich das Kontrollpotential des Schlägers dann richtig. Diese sind enorm exakt und trotzdem Druckvoll spielbar. Daher die etwas schwammige Benotung, dies sich jedoch aus den angeführten Eindrücken für mich ergibt,

4

Spin

Hier bin ich ehrlicherweise als einzigen Punkt wirklich enttäuscht. Der Schläger generiert so gut wie gar keinen Spin. Man muss hier wirklich den Scheibenwischer spielen, um bei langen, schnellen Bällen nicht das Netzband zu treffen oder über die Grundlinie hinaus zu schlagen. An und für sich lässt sich damit sehr gut umgehen, wenn man von sich aus einen spinlastigen Spielstil hat, und etwas mehr gerade Bälle und auch mehr Speed und Power herausholen will. Für mich als Spieler mit von Haus aus sehr geraden Schlägen war das Anfangs bis auf wenige Ausnahmen aus dem Halbfeld heraus Gift. Vor allem wenn man das Vorgängermodell des Radical MP kennt, und ein gewisses Spinpotential gewohnt ist, wird man hier sehr überrascht. Es wirkt ein wenig so, als ob hier wirklich die Grundphilosophie des Schlägers geändert wurde. Für Fans des Radicals etwas ungewohnt und neu. Um hier nicht einer falschen Fährte auf den Leim zu gehen, habe ich meinem Spielpartner den Schläger für 10 Minuten überlassen. Dieser war hier derselben Meinung, dass der Schläger von sich aus kaum Spin hergibt. Dies dürfte der etwas schmalen und länglichen Kopfform geschuldet sein, welche beim Vorgängermodel noch etwas ovaler ausgebildet war.

2

Power

Hier liegt die wahre Stärke des Radical. Wenn man den Ball am Sweetspot trifft, im entsprechendem Spin mitgibt dann geht der Ball ab wie eine Rakete. Aus dem Handgelenkt heraus beschleunigt man die Bälle enorm und man kann richtig Druck aufbauen. Definitiv eine positive Überraschung und so nicht erwartet. Hier gibt es eine klare Note ein von mir.

5

Vorteile/Nachteile zu anderen Rackets

Klare Vorteile auf Seiten der Power- und Tempofraktion. Hier gibt es nichts auszusetzen. Auch die Kontrolle ist für die Power wirklich gut und man kann damit sehr gut operieren. Auch die Returneigenschaften beim Rückschlag sind positiv anzumerken. Ein kurzer Schwung und Blocks lassen sich hier perfekt umsetzen und der Schläger unterstützt diese Spielweise definitiv. Die Nachteile habe ich ja bereits klar angeführt und kurz zusammen gefasst in 2 Worten. Spin und Gefühl. Hier hat mich der Radical nicht überzeugt. Kaum Spinunterstützung vom Schläger und man spür den Ball kaum. Das mag vielleicht auch der Besaitung geschuldet sein. Hier fehlte mir jedoch leider die Zeit etwas anderes zu versuchen. Eventuell lässt sich das mit einer spinlastigen Saite mit etwas mehr Bespannungsgewicht in die richtige Richtung lenken. Für Spieler, die einen sauberen Treffpunkt haben und auf die entsprechende Kontrolle eines 98er Kopfes stehen, wird der Schläger definitiv seine Vorzüge haben

Fazit

Der neue Head Radical MP ist optisch eine Bombe. Wunderschön in der Farbgebung. Das mit gelierte Zubehör und die Präsentation sind sensationell. Hier gibt es nichts auszusetzen. Power und Speed sind herausragend für die Kopfgröße und es lässt sich sofort Druck aufbauen. Auch Volley- und Aufschlagspiel sind positiv zu erwähnen. Einzig das Spinpotential lässt definitiv zu wünschen übrig. Hier wurde an der Schlägerform und der Charakteristik definitiv etwas verändert. Der Schläger wirkt für Returnspieler ausgelegt, die gerne aus der Defensive heraus agieren um dann schnelle Angriffe von der Grundlinie zu starten. Fazit: Für mich ist der neue Head Radical kein Schläger, der mir entgegen kommt, jedoch sicher für Spieler mit genauen Treffpunkten und entsprechender Spielweise seine Vorzüge hat. Definitiv ein interessanter Schläger aus dem Hause Head.

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