Yonex

VCORE 100L

4 4 Sterne Testbericht
von Antonio Trifan Antonio Trifan

Einleitung

Mein Name ist Antonio Trifan und ich spiele seit meinem 5. Lebensjahr Tennis. Dieses Jahr werde ich 28. Innerhalb dieser Zeit habe ich viele verschiedene Schläger spielen können. Letzte Sommersaison bin ich von meinem Wilson Blade v7 in 16/19, auf meinen jetzigen Head Extreme Tour Nite umgestiegen. Diesen spiele ich mit der Saite Grapplesnake Gamechanger in 23kg und mit 5g Bleiband am Griff sowie 2g auf 12uhr. Aus dieser Historie geht hervor, dass ich mich am wohlsten mit einem eher kontrollorientiertem Schläger fühle, der einen 98er Kopf hat.
Mein Spielstil würde ich wie folgt beschreiben. 


Ich mache gern die Schwächen meines Gegners ausfindig und versuche diese mit guter Länge in meinen Grundschlägen und viel Topspin zu attackieren. Im Idealfall kann ich im Anschluss dessen den Punkt am Netz abschließen. Gern streue ich an passender Stelle Stoppbälle ein. Zudem ist es mein Anliegen weitaus weniger Fehler zu spielen als mein Gegner, da ich der Meinung bin, dass dies oftmals der entscheidende Faktor ist, um erfolgreich auf Amateurebene zu spielen. Außerdem ist als Linkshänder mein Aufschlag sowie Slice für viele unangenehm zu spielen. Daher auch meinen Schlägerwechsel. Ich wollte die Kontrolle des Blades behalten, jedoch das Spinpotenzial des Extremes ergänzen. Das Bleiband dient dazu den Schläger als solchen schwerer zu machen, jedoch etwas Gewicht im Kopf beim Schwingen zu entfernen, um für mehr Topspin schneller beschleunigen zu können.
Den Yonex Vcore 100L habe ich zwei Wochen getestet.

Optischer Eindruck

Optischer Eindruck

Der Schläger ist überwiegend in Rot gehalten, hat aber asymmetrische Akzente, die in Grau und Blau gehalten sind. Ich empfand die Vcore Reihe eigentlich immer als optisch schwächste von Yonex. Dennoch ist der neue Vcore eine klare Steigerung zu seinem Vorgänger. Besonders mit der passend blauen Saite Yonex Polytour Pro, die frisch bespannt auf dem Schläger mitgeliefert wurde, gefällt mir der Schläger überraschend gut. Wo das Vorgängermodell mich noch von einem Kauf abhielt, abgesehen davon, dass der Schläger mir persönlich spielerisch nicht gefiel, wäre die Optik dieses Schlägers absolut kein Kaufhindernis.

4

Im Spiel

Grundschläge

Kommen wir nun zum wichtigsten Teil des Berichts. Wie verhält sich der Schläger schlussendlich im Spiel.
Beginnend mit den Grundschlägen lässt sich festhalten, dass der Schläger grundsolide ist. Yonex trifft hier eine Mischung aus Kontrolle, Spin und Power, die mir, als spinlastig spielender Spieler, wirklich zusagt. Ich konnte nach ein paar Schlägen auf der Vorhand sowie Rückhand frei durchschwingen. Unabhängig davon, ob der Gegner schnell oder langsam spielt. Es ist einerseitsmöglich das Tempo des Gegners gut mitzunehmen und für sich zu nutzen. Andererseits lassen sich auch langsamere Schläge mit eigens erzeugtem Tempo erwidern. Ebenfalls fügt sich der Schläger in Sachen Slice und Stoppbälle nahtlos in das eigene Spiel ein. 


An dieser Stelle könnte die Frage aufkommen, warum ich dann „nur“ 4 statt die vollen 5 Sterne vergebe. Der Schläger macht die beschriebenen Sachen sehr gut, aber um die volle Punktzahl zu erhalten, fehlt es einfach schlichtweg an Gewicht. Ich bin absolut positiv überrascht, wie sich der Schläger für seine 280g spielt. (Zum Vergleich: Mein oben beschriebener Head Extrem Tour wiegt 312g unbesaitet, ist also ein ziemliches Kontrastprogramm). Mit ein paar Gramm mehr an den richtigen Stellen lässt sich mit geringerem Aufwand ein „schwerer“ Ball spielen, da sich einfach ein wenig mehr Masse durch den Ball bewegt. Dies lässt sich beispielsweise mit Bleiband ergänzen lässt, was besonders interessant für Spieler und Spielerinnen ist, denen die 280g ein wenig zu leicht sind, aber der nächste Step zu 300g zu groß. Wodurch die oben beschriebenen Aspekte, bis zu einer gewissen individuellen Grenze, nur nochmal verstärkt werden, insofern der Spieler das extra Gewicht verkraftet. Daher 4 Sterne, die sich bei näherem Interesse mit der Materie mit Leichtigkeit auf 5 Sterne modifizieren lassen.

4

Volleys

Volleys lassen sich mit dem Schläger alles in allem vernünftig spielen. Ich erachte es an dieser Stelle aber für zielführender, die Bewertung ein wenig zu spezifizieren, so dass die 4 Sterne letztendlich den Mittelwert darstellen.

Bei schnellen Schlägen des Gegners lässt der Yonex sich zwar schnell schwingen, verliert aber bei den Volleys ein wenig an Stabilität, so dass ich hierfür 3 Sterne vergeben würde.
Auf der anderen Seite funktioniert der Schläger wunderbar, um nach einer starken Vorbereitung den Punkt mit 1 oder auch 2 Volleys am Netz abzuschließen, wenn der Gegner sich in er Verteidigung befindet. Das hat 5 Sterne verdient. Daher komme ich auf die Gesamtbewertung von 4 Sternen. Welches der genannten Szenarien dabei wichtiger ist, ist erneut individuell. Für mich ist es definitiv der Abschluss des Punktes am Netz, nachdem der Gegner aus der Verteidigung heraus lediglich „Rettungsschläge“ spielt.

4

Aufschlag

Wie bereits im Vorfeld befürchtet, ist der Aufschlag das Schwächste am Racket. Es ist einfach schwierig, mit einem 280g Schläger einen durchdringenden Aufschlag zu spielen, im Vergleich zu schwereren Schlägern. Allerdings war der Leistungsabfall nicht so gravierend, wie anfangs angenommen, so dass ich auch hier dennoch überrascht war. Es entspräche nicht der Wahrheit zu sagen, dass der Aufschlag im Vergleich zu den restlichen Bewertungskriterien massiv abfällt. Es besteht nichtsdestotrotz die Möglichkeit Slice, Kick und Flat zu spielen und dabei ein immer noch zufriedenstellendes Tempo zu generieren. Es wird nach längerem Testen jedoch deutlich, dass der Aufschlag nicht die Stärke des Vcore ist.

3

Return

Aus den vorherigen Angaben hervorgehend ist es nicht überraschend, dass der Schläger bei harten ersten Aufschlägen ein wenig mehr Stabilität vertragen könnte. Ich bin prinzipiell ein Spieler, der beim Return sehr nahe an der Grundlinie steht und auch erste Aufschläge früh nimmt. Ein Mittel dem kleinen Problem in der Stabilität bei schnellen Bällen entgegenzuwirken war es daher, einfach ein paar Schritte nach hinten zu machen. Daraufhin konnte ich auch gute erste Aufschläge lang retournieren. Was die Art des Return angeht, gab der Schläger die volle Palette her. Ich konnte mit einer kurzen Bewegung reinblocken, slicen, aber auch durchschwingen, wenn die Zeit dazu vorhanden war. In Bezug auf langsamere zweite Aufschläge konnte ich gut durchschwingen und den Gegner direkt unter Druck setzen.

4

Detailbewertung

Komfort

Der Komfort des Schlägers ist neben dem Spinpotenzial eines seiner großen Stärken. Ich hatte keinerlei Probleme im Arm. Weiterhin schafft es der Yonex Vcore 100L ein gewisses Gefühl für den Ball im Moment des Schlages zu schaffen, ohne dabei zu viel Vibrationen an den Schlagarm abzugeben oder zu „gedämpft“ daherzukommen. Das ist aus meiner Sicht die beste Neuerung zum Vorgängermodell. Ich bin ein Spieler, der ein „rohes“ Schlaggefühl bevorzugt. Selbst ein Vibrationsdämpfer kommt für mich nicht infrage. Ich möchte den Ball höchstmöglich im Saitenbett spüren. In der Vergangenheit war dies bei Yonex jedoch nicht möglich. Die Schläger spielten sich sehr „gedämpft“ und „stumm“. Manch einem mag das sehr zusagen, manch einem eben nicht. Das war damals der Hauptgrund für mich Abstand von Yonexschlägern zu nehmen, obwohl ich ein großer Fan der Marke bin, der absolut von der Qualität der Schläger überzeugt ist. Umso freudiger waren bereits die ersten Schläge mit dem neuen Vcore. Sie haben das Schlaggefühl gut hervorgehoben, ohne dass sich der Schläger zu harsch spielt. Es wurde also ein sehr angenehmer Mittelweg gefunden, für den Yonex nur gelobt werden kann.

5

Kontrolle

Die Kontrolle eines Schlägers ist ein sehr wichtiger Aspekt für mich. Ich fühlte mich schon immer mit Schlägern am wohlsten, die eher Richtung Kontrolle statt Power tendieren. Das ist auch der Grund, warum ich im Normalfall eher Abstand von Schlägern nehme, die eine 100 inq Kopfgröße haben, sondern 98 inq oder eventuell darunter spiele. Zum näheren Verständnis: Je größer der Kopf und je offener das Saitenbild (hier 16/19 als Alternative zu 18/20), desto weniger Kontrolle gibt der Schläger her. Auf der anderen Seite resultiert daraus mehr „freie“ Power beim Schlagen, ohne übermäßig Kraft aufwenden zu müssen. Ich denke, dass allgemein für alle Testschläger deutlich wird, dass jeder den für sich passenden Mittelweg zu finden hat.
Mir geht daher auch beim Yonex Vcore 100L ein wenig Kontrolle ab, muss aber sagen, dass ich schon diverse 100inq Schläger hatte, die ich nach ein paar Schlägen wieder weglegen konnte. Das ist hier auf jeden Fall nicht so. Der Schläger schafft es noch ausreichend Kontrolle zu bieten, damit auch ich ihn spielen kann. Also würde ich sagen, dass er für einen 100inq Schläger eine wirklich gute Kontrolle aufweist im Vergleich zu anderen. 


3

Spin

Das Spinpotenzial ist, wenig überraschend, die größte Stärke des Schlägers. Die Vcore Reihe ist Yonex Linie für die Spinschläger. Der Hersteller bewirbt den Schlägerrahmen mit neuen reibungs- reduzierenden Technologien, damit der Schläger sich noch schneller schwingen lässt, um nochmal mehr aus der „Wischbewegung“ herausholen zu können.
Im Vergleich zu Schlägern, die keinen Fokus auf ein erhöhtes Spinpotenzial legen, ist durchaus ein Unterschied in der in „Wischbewegung“ spürbar. Das heißt nicht, dass der Schläger für „Flathitter“ ungeeignet ist. Er legt schlichtweg den Fokus darauf, den mit Spin spielenden Spieler weiter zu unterstützen und macht dabei einen super Job. Wer noch nie einen Spinschläger getestet hat, wird hier beim ersten Spielen deutlich merken, was ich beschrieben habe.

5

Power

Auch die Power kommt beim Yonex Vcore 100L nicht zu kurz. Wie bereits erwähnt, ist diese bei einem Schläger dieser Bauart zu meist „integriert“. Das Durchschwingen macht Spaß und es kommt ein wenig mehr aus dem Schlägerbett, als man reingibt. Man erhält also ein wenig freie „Bonuspower“, die vielen Spielern helfen wird, gerade wenn man sich zu sehr auf das bloße Spielen von Spin versteift. Für einen 280g Schläger absolut zufriedenstellend.

4

Vorteile/Nachteile zu anderen Rackets

Vorteile:

- Spinpotenzial ohne Ende, dabei ein guter Mix aus Kontrolle und Power
- das verbesserte Schlaggefühl, statt zu „gedämpft“ zu sein - Sehr großer Sweetspot aufgrund der Kopfform
- Nicht strapazierend für den Arm
- Qualitätskontrolle von Yonex sucht ihresgleichen

- Nur bei Yonex wird noch eine Schlägertasche mitgeliefert

Nachteile:

- Eventuell der Neupreis (wobei alle großen Hersteller mittlerweile einiges für Ihre neuen Schläger verlangen)
- Stabilität

Fazit

Vorweg möchte ich erwähnen, dass ich neben dem kurzen schriftlichen Fazit nochmal ein wenig ausführlicher im Fazitvideo versuche Resümee zu ziehen und auf Yonex als Hersteller allgemein ein wenig eingehe.

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Yonex Vcore 100L etwas für Spieler ist, die einen leichten Spinschläger suchen, der eine gute Power bietet und dabei nicht völlig die Kontrolle aufgibt. Dabei erhält der Spieler oder die Spielerin einen riesigen Sweetspot und eine Qualitätskontrolle, die meines Erachtens absolut den Markt anführt. Das heißt, man kann sich ziemlich sicher sein, dass das angegebene Gewicht des Schlägers ohne großartige Ausreißer stimmt. Weiterhin ist die Schlägertasche ein netter Zusatz. Der Schläger macht einfach Spaß.

Selbst Spieler wie ich, die eigentlich ganz andere Schläger spielen, was das Gewicht und die Kopfgröße angeht, haben hier ebenfalls ihre Freude. Würde ich gezwungen werden, diesen Schläger bei einem Wettkampf nutzen zu müssen, könnte ich mich durchaus damit anfreunden, besonders, wenn man bedenkt, dass mit der richtigen Saite und eventuell ein wenig Bleiband einiges an „Modifikation“ drin ist. Ich gehe nach dem Test sogar so weit zu sagen, dass ich für mich nochmal den neuen Yonex Vcore 95 teste und im Anschluss eventuell sogar einen Wechsel in Erwägung ziehe. Daher geht eine klare Empfehlung für den Yonex Vcore 100L raus, wenn die Spezifikationen des Schlägers grundlegend für einen die richtigen sind.

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